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Dr. Claudia Sidler-Brand ist seit dem 1. Oktober 2023 Direktorin der Juventus Schulen. Im Gespräch mit Anne Wieser spricht sie über die ersten 90 Tage im Amt und darüber, was sie für die Juventus Schulen erreichen möchte.
Claudia, du bist nun seit 90 Tagen offiziell Direktorin der Juventus Schulen. Wie hast du die erste Zeit in deinem neuen Job erlebt? Was waren die Highlights und was die grössten Herausforderungen?
Das für mich wichtigste Highlight war sicher der wohlwollende, freundliche Empfang. Alle Kolleginnen und Kollegen, seien es nun administrativ oder pädagogisch tätige Mitarbeitende, die Schulleitungen oder die Mitglieder der Geschäftsleitung, sind mir offen, positiv und unterstützend begegnet. Mich begeistert die Praxisnähe der Ausbildungsgänge und Professionalität der Weiterbildungsangebote.
Zu den Herausforderungen der ersten Wochen als Direktorin der Stiftung Juventus Schulen gehörte sicher die Notwendigkeit, bereits Entscheide zu fällen, ohne dass ich die Organisation und alle ihre Akteurinnen und Akteure bereits so gut kannte, wie ich mir das gewünscht hätte. Und ich musste meinen grossen Tatendrang insofern zügeln, als es zuerst galt, zuzuhören, zu lernen und zu verstehen.
Als Direktorin der Juventus Schulen und Rektorin der Juventus Maturitätsschule, der Juventus Wirtschaftsschule sowie der Juventus Technikerschule HF besteht ein guter Teil deiner Arbeit in Führungsaufgaben. Was macht für dich eine gute Führung aus und wie würdest du deinen Führungsstil bezeichnen?
Für mich ist zentral, dass eine Führungskraft den Blick voraus in die Zukunft und den zurück, in die Vergangenheit vereint. Beim Blick voraus geht es um Visionen, Ideen für neue Angebote etc. Der Blick zurück ist wichtig, um zu verstehen, wie Strukturen gewachsen sind, warum die Organisation da steht, wo sie heute ist. Und, ganz wichtig, um aus Fehlern zu lernen. Mein Führungsstil ist klar ein partizipativer, ich möchte alle mitnehmen bis hinter die Ziellinie, alle Anspruchsgruppen miteinbeziehen.
Dass dies nicht immer zu 100 % möglich ist, weil es manchmal auch schnell gehen muss oder gewisse Rahmenbedingungen nicht verhandelbar sind, ist mir bewusst. Die Juventus Schulen sind eine verhältnismässig kleine Organisation, da ist Partizipation zu einem hohen Grade möglich, und es braucht jede und jeden. Eine Unternehmenskultur des Vertrauens, die Bereitschaft aller, sich zu engagieren und eine funktionierende Fehlerkultur sind entscheidend, insbesondere auch für den wirtschaftlichen Erfolg.
Du hast im Laufe deiner beruflichen Laufbahn verschiedene Unternehmen kennengelernt. Gibt es da für dich eine generelle Erkenntnis, was erfolgreiche Unternehmen anders machen als die, die keinen Erfolg haben? Keys to success?
Zufriedene Kunden sind immer die besten Botschafter für ein Unternehmen. Dies gilt insbesondere auch für die Bildungsbranche. Bei der Stiftung Juventus Schulen beeinflussen auch gut qualifizierte Lehrkräfte und innovative Lehrmethoden die Kundenzufriedenheit wesentlich. Und neben der soliden finanziellen Basis und einer gewissen Effizienz von betrieblichen Abläufen braucht es eine gemeinsame Vision. Eine Vision, die geteilt wird, die alle kennen – damit man gemeinsam in eine Richtung gehen, am selben Strick ziehen kann.
Du stehst seit Oktober einem Bildungsunternehmen vor. Wie waren deine eigenen Schulerfahrungen? Bist du grundsätzlich immer gerne zur Schule gegangen, was waren deine Lieblingsfächer und was hat dich eher weniger interessiert? Prägende Erlebnisse?
In meiner Familie sind und waren viele im Bildungsbereich tätig, insofern ist es keine Überraschung, dass auch ich hier gelandet bin (lacht). Meine Primarschulzeit habe ich in sehr guter Erinnerung, auch studiert habe ich sehr gerne. Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Geschichte und Geografie. Mit über dreissig und als Mutter von kleinen Kindern habe ich dann meine Doktorarbeit geschrieben.
Das war eine Herausforderung, aber im positiven Sinne. Mein Credo: Die Reise des Lernens endet nie! Bei den Juventus Schulen darf ich Menschen begleiten, ich engagiere mich dafür, dass sie ihre Ziele erreichen. In einer Welt, die von ständigem Wandel geprägt ist, bleibt Bildung der Schlüssel zu Erfolg und Fortschritt. Das fasziniert mich und gibt meiner Arbeit Sinn.
Ein Wort, das nicht nur bei den Juventus Schulen in aller Munde ist, ist «Qualität». Qualität ist ja laut Definition die Abweichung zwischen der Erwartung des Kunden und der Leistung, die er von einem Unternehmen dann effektiv erhält. Klingt jetzt sehr theoretisch, deshalb lieber konkreter: Was macht für dich Qualität bei den Juventus Schulen aus, wie definierst du sie?
Die Akkreditierung durch anerkannte Institutionen und die Anerkennung der Abschlüsse durch relevante Fachgremien oder Branchenverbände sind Indikatoren für Qualität. Qualität heisst für mich, dass alle Ausbildungsgänge, die wir anbieten, anerkannt und anschlussfähig sind. Unsere Lernenden und Studierenden sollen ihre Fähigkeiten in realen Arbeitssituationen anwenden können, in der Lage sein, sie zu vertiefen.
Wir fördern die Persönlichkeitsentwicklung der Auszubildenden und bereiten sie so auf die Anforderungen des Berufslebens vor. Und dass die Juventus Schulen mit ihrem Angebot jemanden bei seinem lebenslangen Bildungsweg durchgängig begleiten können – von der Grundausbildung bis zum Abschluss auf Tertiärstufe.
Der Visionär hats schwer – wo möchtest du die Juventus Schulen in, sagen wir, fünf Jahren sehen?
Wir werden als Schule mit verschiedenen Fachkompetenzen vermehrt interdisziplinäre Bildungsprodukte anbieten, wie Angebote mit Komponenten aus Medizin, Technik und Management. Die Integration von Wissen aus verschiedenen Disziplinen ist meine Vision, die ich für die Stiftung Juventus Schulen habe. Vermutlich werden unsere Angebote auch individueller sein und Aus- und Weiterbildungsprodukte für lebenslanges Lernen werden noch stärker in den Fokus rücken. Unsere Absolventinnen und Absolventen sollen auf dem Arbeitsmarkt bestehen, gesuchte und wegen ihrer hohen Fachkompetenz geschätzte Führungskräfte und Mitarbeitende sein. Um dies zu erreichen, braucht es zufriedene, engagierte Mitarbeitende – die Basis jeden Erfolges.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage – wo trifft man dich an, wenn du nicht arbeitest, wie verbringst du deine Freizeit?
Ich bin eine Frischluftfanatikerin (lacht). Ich bin viel im Zürcher Wald, ich jogge und bin regelmässig auf meinem Mountainbike und in den Bergen – am liebsten in Mürren – unterwegs. Und ich lese wahnsinnig gerne. Als «Parallelleserin» liegen derzeit zwei Bücher auf meinem Nachttisch: Der Roman «Lass es gut sein» von Nathalie Schmid, mit der ich in der Kantonsschule in derselben Klasse war, und «Dschinns» von Fatma Aydemir.
Liebe Claudia, vielen Dank für dieses Gespräch!