Am 3. September haben Dr. Christoph von Dach der Solothurner Spitäler und Benedikt Niederer vom Kantonsspital Baden in der vollbesetzten „Donnerstagsrunde“ der wittlin stauffer an der HWZ über die tiefgreifenden Veränderungen der Berufe im weiter stark wachsenden Gesundheitswesen von morgen referiert, die sich schon heute abzeichnen. Eingeladen zum Anlass mit Podiumsdiskussion an der HWZ hat Susanne Hurni, die Rektorin der wittlin stauffer. Der Moderator Dr. Hans Balmer stellt fest: Das Gesundheitswesen ist und bleibt ein ungebremster Wachstumsbereich.
Das künstliche Knie aus dem 3D-Drucker steht vor seiner Marktreife: Im Jahr 2040 werden in der Schweiz doppelt so viele Menschen über 80 Jahre alt, 25% der Frauen werden 100 und schon heute kennen wir über 350‘000 Gesundheits-Apps, wie Benedikt Niederer betont, der Leiter eines neuartigen Health Innovation Hub in Baden ist, der technologische Innovationen im medizinischen Einsatz erprobt. „Das Gesundheitswesen der Schweiz befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der sowohl technische wie kulturelle Aspekte betrifft. Die damit einhergehenden Herausforderungen sind eine Chance für agile Unternehmen“, betont Matthias Rüegg, Rektor der HWZ und Gastgeber der Donnerstagsrunde von wittlin stauffer. Sick-Care transformiert sich weiter zu Health-Care und die Digitalisierung ermöglicht zunehmend den Einsatz intelligenter Roboter für repetitive Aufgaben, was das medizinische Personal entlastet und neue berufliche Perspektiven bietet.
Personalisierte Medizin gewinnt laufend an Bedeutung, wobei der Patientin und dem Patienten mehr Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit zukommt. Im Gegenzug erwarten diese, dass sie aktiv in den Versorgungsprozess eingebunden werden. Personalisierte Gesundheitsleistungen sowie präzise Diagnosen sind das Ziel. Die aus der digitalen Vernetzung gewonnenen Erkenntnisse werden zukünftig umfassender genutzt und dienen der sachlich notwendigen Ökonomisierung der Medizin. „Dabei werden Patientinnen, Patienten und Leistungsempfänger bei steigender Gesundheitskompetenz und verschlankten Prozessen verstärkt direkten Einfluss auf die Gestaltung der Leistungen nehmen. Im Gesundheitswesen und dabei besonders in den Spitälern gewinnt die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pflege an Relevanz, um die Behandlungsqualität und Patientenzufriedenheit nachhaltig zu sichern“, wie Prof. Dr. Pietro Giovanoli, Klinikdirektor Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Universitätsspital Zürich betont. Es geht um Leading, Rollen und Kompetenzen im Team, wobei Patientin und der Patient sowie deren soziales Umfeld stets im Hauptfokus bleiben sollen.
Die Regelung „Ambulant vor stationär“ wertet die Nachversorgung der Patientinnen und Patienten stark auf und verlangt nach entsprechend ausgebildetem Personal. Neue Berufsfelder sind heute in Entwicklung, welche Behandlung und Pflege in einem einzigen Berufsprofil zusammenfassen. Die traditionelle Pflege mutiert gewissermassen vom „Hilfsberuf“ zum akademisierten Pflegeexpertentum. Mit dem „Advanced Nurse Practicioner“ auf der Stufe Master (MScN Pflegeexpertin/Pflegeexperte APN) wird rollend ein neues Kompetenzprofil geschaffen, das in der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pflege in den angedachten Behandlungsteams eine verbindende Funktion einnimmt. Hierarchien werden dabei punktuell flacher, Managementqualitäten immer wichtiger.